Zum Inhalt springen

Akustikschaumstoff – Wie gut ist er WIRKLICH? (Kritische Analyse)

    Akustikschaumstoffe eignen sich hauptsächlich zur Reduzierung von Hall im Raum (Schalldämpfung) und damit zur Verbesserung der Akustik. Sie sind jedoch nur wenig wirksam, wenn es darum geht, das Durchkommen von Lärm zu verhindern (Schalldämmung). Die Dichte, Dicke und Beschaffenheit des Schaumstoffs bestimmen maßgeblich darüber, wie gut seine akustische Wirkung ist.


    Wenn man im Internet nach Schallschutz-Materialien sucht, stößt man sofort auf Akustikschaumstoffe. Dutzende Firmen versuchen, sich hier vorteilhaft zu positionieren und versprechen alle möglichen Wirkungen ihrer Schaumstoff-Produkte.

    Die Versprechen reichen von “wirkungsvolle Schallabsorption” und “optimale Hallreduzierung” bis hin zu “effektive Schalldämmung”. Scheinbar kann man fast jedes Akustik-Problem mit Akustikschaumstoff in den Griff kriegen.

    Wie wir in diesem Artikel sehen werden, ist solchen Aussagen jedoch nicht immer zu trauen. Denn Akustikschaumstoff hat zwar einige positive Eigenschaften, aber er ist definitiv kein Akustik-Wundermittel.

    Letztlich kann auch das allerbeste Marketing die Gesetze der Physik nicht verändern.


    Zwei grundlegend unterschiedliche Schall-Probleme: Hall vs Lärm

    Um die Frage zu beantworten, was Akustikschaumstoff wirklich bringt, müssen wir uns erst einmal klar werden, welches Problem der Schaumstoff überhaupt lösen soll. Denn verschiedene Schall-Probleme können sich ganz fundamental von einander unterscheiden.

    Die Art des Problems bestimmt letztlich, welcher Lösungsansatz und welches Material benötigt wird. Prinzipiell lassen sich Schall-Probleme in eine von zwei Kategorien einordnen:

    LärmHall
    Schallwellen dringen von außen in den Raum ein oder kommen aus dem Raum heraus. Der Raum ist also zu schall-durchlässig.Die Akustik im Raum ist schlecht, da Geräusche in ihm sehr stark hin und her reflektiert werden. Der starke Hall verstärkt die wahrgenommene Intensität von Geräuschen im Raum selbst.
    Lösung: Schall dämmenLösung: Schall dämpfen

    Auf den ersten Blick erscheinen diese Unterschiede vielleicht nicht besonders bedeutsam. Die Prinzipien für die erfolgreiche Schalldämmung sind jedoch grundlegend andere als die zur erfolgreichen Hall-Reduzierung, wie folgende Tabelle zeigt.

    Prinzipien für das Schall-DämmenPrinzipien für das Hall-Reduzieren
    1️⃣ Schallwellen werden gestoppt und zurückgeworfen, so dass sie nicht durch die Fläche hindurchkommen.1️⃣ Schallwellen werden in ihrer Ausbreitung behindert (aber nicht gestoppt).
    2️⃣ Benötigt feste Stoffe mit möglichst hoher Dichte (viel Gewicht, kleines Volumen)2️⃣ Benötigt poröse Stoffe mit geringer Dichte (wenig Gewicht, großes Volumen)
    3️⃣ Je höher die Masse des Materials, umso stärker die Wirkung3️⃣ Je größer die Oberfläche des Materials, umso stärker die Wirkung
    4️⃣ Möglichst lückenlose Abdeckung von zu dämmenden Flächen4️⃣ Lückenhafte Abdeckung ist relativ unproblematisch
    5️⃣ Beispiel-Material: Bitumen-Matte, schwerer Verbundschaumstoff5️⃣ Beispiel-Stoffe: Noppenschaum, Schallabsorber

    Wie diese Gegenüberstellung zeigt, müssen wir je nachdem, um welches akustische Problem es geht, ganz andere Prinzipien und Lösungsansätze anwenden. Es lässt sich außerdem noch sagen, dass die Dämmung von Schall sich generell deutlich schwieriger gestaltet als die Reduzierung von Hall.

    Nachfolgend schauen wir uns jetzt an, ob Akustikschaumstoffe für diese beiden unterschiedlichen Problembereiche wirksam sein können und falls ja, wie man sie am besten einsetzen sollte.

    Kann man mit Akustikschaumstoff Hall reduzieren?

    Diese Frage lässt sich mit einem klaren JA beantworten. Akustikschaumstoff bringt alle nötigen Eigenschaften mit, um ein sehr effektives Mittel zu sein, um den Hall in einem Raum zu verringern und damit die Raumakustik zu verbessern.

    Das wichtigste Merkmal des Schaumstoffs sind die unzähligen kleinen Luftkammern, die sich in dem Material befinden. Diese bewirken, dass der Schaumstoff eine riesige Oberfläche aufweist, auf die die Schallwellen auftreffen.

    Wohlgemerkt geht es hier nicht um die äußere Oberfläche des Schaumstoffes an sich, sondern vielmehr um die innere Oberfläche. Denn die Schallwellen dringen in den Schaumstoff ein und interagieren dort mit jeder einzelnen Luftkammer und ihren Wänden.

    Wenn die Schallwellen auf diese unzähligen kleinen Oberflächen auftreffen, werden sie gebrochen und in ihrer weiteren Ausbreitung behindert. Durch die vielen verschiedenen Winkel der Oberflächen werden die Schallwellen nicht etwa wie an einer glatten Wand in einem einzigen konstanten Winkel zurückreflektiert, sondern stattdessen wild durcheinander geworfen und zerstreut (Diffusion genannt).

    Das Ergebnis ist, dass der Hall im Raum deutlich geringer ist.

    Weniger Hall im Kinderzimmer reduziert die Intensität von lauten Spiel-Geräuschen im Raum.

    Vorteile von weniger Hall im Raum

    Aber was genau bringt es, wenn der Hall im Raum geringer ist?

    Dazu können wir uns als Gegenbeispiel einen Raum mit sehr starkem Hall vorstellen – ein Badezimmer. Hier sind die Wände und der Boden mit Fließen bedeckt und bis auf ein oder zwei Handtücher sind alle Oberfläche glatt und hart.

    In einem solchen Raum nehmen wir zum Beispiel ein klingelndes Handy deutlich lauter war, als zum Beispiel im Wohnzimmer, wo vielleicht ein weicher Teppich und gepolsterte Möbelstücke sind. Das liegt vor allem daran, dass im Bad die Schallwellen an den glatten Oberfläche sehr gut hin und her reflektiert werden.

    Damit kommen sie mehrfach und aus verschiedenen Winkeln in unserem Gehör an.

    Ähnliche Effekte merkt man eventuell, wenn man in eine leerstehende Wohnung einzieht, bevor die Möbel da sind.

    Vor allem unangenehm hohe Ton-Frequenzen werden bei durch solchem Hall deutlich verstärkt. Das Ergebnis ist eine recht unangenehme Raumakustik.

    Räume, die sich besonders für Akustikschaumstoffe anbieten sind:

    • Das Kinderzimmer: Laute Geräusche, die beim Spielen im Kinderzimmer entstehen, können umso intensiver sein, wenn die Wände unbedeckt sind und den Schall zusätzlich reflektieren. Hier kann das Raumgefühl mit Akustikschaumstoff angenehmer gemacht werden.
    • Das Wohnzimmer: Musik oder der Fernseher im Raum kann wegen nackter Wände blechern klingen. Das lässt sich oftmals mit ein paar kleinen Flächen mit Akustikschaumstoff bereits gut in den Griff kriegen.
    • Tonstudios und Proberäume: Übermäßiger Hall stellt ein großes Problem dar, wenn es um Ton-Aufnahmen geht. Mit Akustikschaumstoffen kann man hier ein ganz gezieltes Klangbild im Raum herstellen, um die besten Aufnahmen zu ermöglichen.
    • Besonders große Räume, die aufgrund ihrer Größe noch anfälliger für starken Hall sind. Gleiches gilt für Räume mit sehr hohen Decken.

    Vieles davon lässt sich aber auch ohne Schaumstoff erreichen. Mehr Tipps dazu, wie du günstig und effektiv Hall reduzieren kannst, findest du in diesem Artikel.

    Noppen, Pyramiden oder glatte Oberflächen – Welcher Akustikschaumstoff ist der Richtige?

    Die Vielfalt an erhältlichen Akustikschaumstoffen ist enorm. Zu den bekanntesten gehört hier sogenannter Akustikschaumstoff, den man oftmals in Tonstudios vorfindet. Ähnlich hierzu gibt es auch sogenannte Pyramiden-Schaumstoffe.

    Der Grund für die Wahl dieser Oberfläche ist, dass man versucht, dadurch die Zerstreuung des Schalls noch weiter zu verstärken im Vergleich zu einer glatten Oberfläche des Schaumstoffes.

    Tatsächlich ist es aber so, dass diese Pyramiden oder Noppen keine besondere Zusatzleistung erbringen. Denn viel wichtiger als die Form des Materials, ist seine innere Beschaffenheit und die erwähnten unzähligen Luftkammern in dem Schaumstoff, die mit Abstand den größten Anteil an akustisch wirksamer Oberfläche darstellen.

    Logischerweise hat ein Schaumstoff ohne Aussparungen für Noppen oder Pyramiden insgesamt deutlich mehr Luftkammern und damit innere Oberfläche (bei identischer Dicke) und ist somit trotz der glatten äußeren Oberfläche oftmals überlegen.

    Zudem sehen glatte Akustikschaumstoffe meistens besser aus als die Varianten mit Noppen oder Pyramiden.

    Sogenannte Schallabsorber aus Schaumstoff sind mittlerweile weit verbreitet und werden von vielen Leuten zu Hause eingesetzt, um die Raumakustik zu verbessern. Einige Hersteller haben sich mittlerweile darauf spezialisiert, dass diese Schaumstoffe nicht nur akustisch wirksam, sondern auch optisch ansprechend sind. Sie eignen sich damit oftmals auch sehr gut als Ersatz für ein Bild an der Wand. Ein Beispiel dafür sind diese hochwertigen Schallabsorber von Addictive Sound*.

    Diese Schallabsorber reduzieren vor allem die unangenehmen Geräusche in den mittleren bis hohen Frequenzen sehr gut. Noppenschaumstoff absorbiert überwiegend nur die hohen Frequenzen (ein Grund, warum er in Tonstudios besondere Verwendung findet).

    Wenn es jedoch zusätzlich darum geht, das Dröhnen von tiefen Bässen (zum Beispiel vom Fernseher oder der Musikanlage) zu reduzieren, lohnt es sich zusätzlich in sogenannte Bass-Traps zu investieren. Hierbei handelt es sich ebenfalls um Schaumstoff, jedoch ist dieser meist etwas fester und vor allem deutlich dicker.

    Das ist nötig, weil Schallwellen mit tiefen Frequenzen mehr Energie tragen und damit schwerer zu absorbieren sind. Für einen optimalen Effekt sollten die Bass-Traps* in den Ecken des Raumes aufgestellt werden.


    Mit Akustikschaumstoff Schall dämmen und Lärm fernhalten?

    Wir haben also festgestellt, dass Akustikschaumstoff ein sehr gutes Mittel zur Dämpfung von Schall ist. Wie sieht es aber aus, wenn es stattdessen um Schall-Dämmung geht? Wie gut eignet sich Akustikschaumstoff, um zu verhindern das Lärm von außen in einen Raum gelangt, zum Beispiel durch die Wand oder die Tür?

    Auch wenn viele Schaumstoff-Hersteller gerne Gegenteiliges behaupten, Akustikschaumstoffe sind in der Regel nicht sehr wirksam, wenn es darum geht, die Ausbreitung von Lärm zu verhindern.

    Der Grund dafür liegt schlicht und ergreifend in physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Um dafür zu sorgen, dass Schall nicht von einem Raum in den nächsten durchdringt, braucht es vor allem eines: MASSE.

    Nur, was viel Gewicht auf die Waage bringt, kann Lärm aufhalten. Wir brauchen also Material, das die Wand (oder Tür) schwerer macht.

    Man muss kein Physik-Professor sein, um festzustellen, dass Schaumstoff diese Qualität eindeutig nicht erfüllt und deshalb ungeeignet für die Schalldämmung ist. Die Dichte von Schaumstoff ist einfach viel zu gering.

    Zum Vergleich: Eine 20 cm dicke Wand aus Ziegelsteinen bringt pro Quadratmeter etwa 360 kg auf die Waage. Um die gleiche Masse mit Noppenschaumstoff zu erreichen, müsste die Schaumstoffschicht ganze 12 Meter dick sein.

    Eher unpraktisch!

    Sogenannte Verbundschaumstoffe* sind da schon deutlich effizienter. Sie sind 4 bis 6 mal so dicht wie Noppenschaum und deshalb deutlich effektiver in der Schalldämmung. Doch auch damit sind meist ziemlich dicke Schichten notwendig.

    Alles in allem bieten sich deshalb eher folgende Alternativen an.

    Bessere Alternativen für die effektive Schalldämmung

    Nachfolgende Tabelle und Abbildung zeigen eine gute Übersicht über die Dichte von verschiedenen Materialien. Zur Erinnerung: Je höher die Dichte, umso besser die Fähigkeit zur Schalldämmung.

    Das zeigt eindeutig, wie viel geringer die Dichte von Schaumstoff zu anderen Materialien ist.

    MaterialDichte (kg/m³)
    Glasca. 2600
    Betonca. 2400
    Ziegelsteinca. 1800
    Bitumen-Matte*ca. 1600
    Massegeladenes Vinyl*ca. 1300
    Papierca. 800
    Buchenholzca. 750
    Fichtenholzca. 450
    Schallabsorber (mit Holz und Steinwolle)*130 – 140
    Verbundschaumstoff*120
    Schallabsorber (Schaumstoff)*60 – 85
    Schallschutzvorhang*60 – 70
    Noppenschaumstoff20 – 30

    Bitumen

    Bitumen gehört aufgrund seiner sehr hohen Dichte zu den besten Schalldämmungs-Materialien. Es ist fast so dicht wie Ziegelstein. Sogenannte Anti-Dröhn Matten aus Bitumen stellen einen guten Kompromiss aus Gewicht und Handlichkeit dar.

    Selbstklebende Bitumen-Matten eignen sich oftmals perfekt für die nachträgliche Schalldämmung einer Wand oder Tür, da sie recht einfach anzubringen sind. Mit zusätzlicher Designfolie kann man sie zudem gut überdecken und unsichtbar machen.

    Selbstklebende Bitumen-Matten (Anti-Dröhn-Matten)*

    Massegeladenes Vinyl

    Auch sogenanntes massegeladenes Vinyl kann sehr effektiv für die Schalldämmung eingesetzt werden. Vinyl-Matten* sind sehr dünn und dabei doppelt so dicht wie Buchenholz.

    Dadurch nehmen sie auch nach der Installation sehr wenig Platz weg.

    Allerdings ist zu beachten, dass massegeladenes Vinyl in der Anwendung oftmals etwas schwerer zu benutzen ist als beispielsweise selbstklebende Bitumen-Matten, denn man muss sie noch separat mittels Kleber befestigen.

    Das vor allem an Wänden und Türen aufgrund des hohen Gewichtes oft etwas schwierig.

    Dafür eignen sie sich besonders gut als zusätzliche und nachträgliche Dämmung für den Boden.

    Kompakte und trotzdem sehr schwere Matten aus Vinyl*

    Holz

    Holz kann problemlos die 10-fache Dichte von Schallabsorbern aus Schaumstoff aufweise, vor allem bei schweren Hölzern wie Buche oder Eiche.

    Eine nachträgliche Verkleidung einer Wand mit Holz kann also durchaus positiv für die Schalldämmung sein. Und noch dazu kann das richtig gut aussehen!

    Vorgefertigte Wandverkleidungen aus Holz sind beispielsweise hier erhältlich*. Diese setzt man dann selbst zusammen und bringt sie entsprechend an der Wand an.

    Bücher

    Wer viele Bücher besitzt, hat eventuell Glück. Papier ist nämlich sogar oftmals dichter als Buchenholz und eignet sich somit hervorragend zur Schaldämmung.

    Ein voll bepacktes Bücherregal vor einer Problemwand, aus der der Lärm kommt, bringt also sehr viel Gewicht auf die Waage und kann auch stärkeren Lärm gut abhalten.

    Voraussetzung ist aber, dass das Regal wirklich möglichst voll ist und nur wenige Lücken aufweist, durch die der Lärm durchkommen kann.


    Zusammenfassung: Die Vor- und Nachteile von Akustikschaumstoff

    Insgesamt lässt sich also sagen, dass Akustikschaumstoffe für die Schalldämmung nur wenig geeignet sind, aber dafür sehr gut eingesetzt werden können, um die Akustik innerhalb eines Raumes zu verbessern.

    Abschließend findest du hier noch ein mal eine Gegenüberstellung der wichtigsten Vor- und Nachteile von Akustikschaumstoffen in der Schalldämmung bzw. Hallreduzierung.

    SchalldämmungHall-Reduzierung
    ❌ Die Masse von Schaumstoff ist meistens viel zu gering um Lärm merklich abzuhalten.✅ Die geringe Dichte und große innere Oberfläche von Schaumstoff macht ihn sehr effektiv für die Reduzierung von Hall.
    ❌ Selbst mit dickem und schwererem Verbundschaumstoff muss die gesamte Fläche, durch die der Lärm kommt, möglichst lückenlos abgedeckt werden.✅ Einzelne Akustischaumstoffe an einer Wand können bereits merklich zur besseren Raumakustik beitragen. Lärm innerhalb des Raumes wird dadurch weniger intensiv wahrgenommen.
    ❌ Große Flächen mit Akustikschaumstoff sehen oft nicht sehr attraktiv aus.✅ Mit dem richtigen Design können Akustikschaumstoffe auch sehr positiv für das Aussehen eines Raumes eingesetzt werden.
    ❌ Ein vollständig mit Schaumstoff ausgekleideter Raum hat keinerlei Hall mehr, womit das Raumgefühl auch negativ beeinflusst werden kann.✅ Die Installation ist sehr einfach.
    ❌ Die geringe Dichte des Schaumstoffs bedeutet, dass sehr dicke Schaumstoff-Schichten genutzt werden müssen. Kleinere Räume werden dadurch noch enger und kleiner.✅ Hoch wirksam für Räume, in denen gute Tonqualität wichtig ist (Heimkino, Tonstudio, Proberaum).