Dieser Artikel erklärt dir, wie du deine akustische Gitarre leiser machen kannst, damit du auch zu später Stunde noch ordentlich üben kannst, ohne dabei die Mitbewohner oder Nachbarn zu stören.
Fast jeder auch nur halbwegs enthusiastische Gitarrenspiele begegnet früher oder später diesem Problem: Man möchte am späteren Abend nochmal ein wenig auf der Akustik-Gitarre spielen, um den Tag schön ausklingen zu lassen. Wären da nur nicht die Mitbewohner bzw. Nachbarn.
Denn eine Akustik-Gitarre (vor allem, wenn sie mit Stahl-Saiten ausgestattet ist) kann schon ordentlich laut sein. Beim Strumming kann die Lautstärke problemlos die eines lauten Staubsaugers erreichen, insbesondere wenn man mit Plektrum spielt.
Nicht jeder Nachbar freut sich darüber, zu später Stunde noch Gitarren-Musik von nebenan zu hören. Eine Lösung muss also her, mit der alle leben können.
1. Das Schallloch abdecken
Das große Schallloch unter den Saiten der Gitarre trägt maßgeblich dazu bei, dass der Korpus in Schwingung gerät, wenn die Saiten angeschlagen werden. Durch das Loch werden die Druckwellen der schwingenden Saiten direkt in den Korpus geleitet, wodurch sie sich darin hin unter her bewegen können.
Je stärker der Korpus die Frequenz der Saiten aufnimmt und mitschwingt, umso lauter ist die Gitarre.
Eine sehr gute Lösung um die Lautstärke einer Akustik-Gitarre zu reduzieren, ist deshalb, das Schallloch luftdicht zu verschließen. Am besten geht das mit günstigen vorgefertigten Schallloch-Abdeckungen, wie zum Beispiel mit der D’Addario Schallloch-Abdeckung*.
Vor dem Kauf einer Schallloch-Abdeckung sollte man sich vergewissern, dass die Größe die Richtige ist. Dazu sollte man entweder den Durchmesser des Schalllochs möglichst genau abmessen, oder man geht gleich mit der eigenen Gitarre in einen Musikladen und probiert dort verschiedene Abdeckungen aus, um eine passende zu finden.
Alternativ kann man auch versuchen, das Loch mit einer selbstgemachten Abdeckung zu verschließen. Zum Beispiel kann man hierzu ein Stück dicke Pappe über das Loch kleben oder eine alte CD dafür umfunktionieren.
Schallloch-Abdeckung für Akustik-Gitarren von D’Addario*
2. Den Korpus mit weichem Material füllen
Wie bereits erwähnt, ist die Schwingung des Korpus der entscheidende Faktor, der eine Akustik Gitarre besonders laut machen kann.
Alles, was dafür sorgt, dass der Korpus weniger stark in Schwingung gerät, bewirkt somit eine effektive Verringerung der Lautstärke der Gitarre.
Eine gute Möglichkeit, um das zu erreichen, ist, den Korpus der Gitarre mit weichem Material auszufüllen.
Weiches Material dämpft zum einen die Schwingungen schnell ab und zum anderen verringert es letztlich die effektive Größe des Korpus, die in Schwingung geraten kann.
Den Korpus zu füllen ist prinzipiell ganz simpel. Man nimmt beispielsweise alte Kleidungsstücke, Bettlaken oder Handtücher und stopft mit ihnen möglichst den kompletten Korpus aus.
Wir empfehlen hierbei eher größere Textil-Stücke zu benutzen und nicht zum Beispiel Socken, denn diese können später schwer wieder aus dem Korpus herauszuholen sein!
3. Die Saiten am unteren Ende dämpfen
Eine sehr effektive Möglichkeit, die Schwingungen der Saiten deutlich zu verringern, ist, einen Dämpfer am unteren Ende der Saiten einzusetzen. Der Dämpfer wird direkt am Steg zwischen den Saiten und dem Korpus eingeklemmt, sodass er alle Saiten gleichmäßig berührt.
Beim Anschlagen einer Saite, sorgt der Dämpfer dann dafür, dass die Schwingung der Saite sofort gestoppt wird, wodurch sie viel weniger Lautstärke entwickeln kann.
Diese Option ist zwar recht effektiv im Verringern der Lautstärke, aber natürlich verändert sich damit der Klang der Gitarre deutlich. Lange Töne sind nicht mehr möglich und stattdessen hat die Gitarre nun eher einen Staccato-Klang.
Zum Üben der Technik kann diese Lösung aber absolut ausreichend sein.
Als Saiten-Dämpfer nahe des Steges eignet sich so ziemlich jedes weiche Material, das man zu Hause finden kann:
- ein zugeschnittenes Stück Schwamm oder Schaumstoff
- ein zusammengerolltes kleines Tuch
- weiche Taschentücher
- zusammengerollte Folie
Ich persönlich verwende hierfür am liebsten ein Stück weiche Wolle, das ich im Slalom in beiden Richtungen durch die Saiten flechte. Das bewahrt immer noch etwas den Klang der Saiten, macht die Gitarre aber insgesamt deutlich leiser.
Folgendes Bild zeigt diese sehr einfache geflochtene Dämpfung mit Wolle:
4. Die Saiten am oberen Ende dämpfen
Auch mit dem Dämpfen der Saiten am oberen Ende (also in der Nähe des Sattels) lässt sich ihre Lautstärke reduzieren.
Für diesen Zweck gibt es speziell produzierte Saiten-Dämpfer, die von einigen Gitarristen genutzt werden, wie zum Beispiel diese hier*.
Diese Option verändert den Klang der Gitarre nicht so drastisch, wie das Dämpfen am unteren Ende. Dafür ist aber auch die Lautstärke-Verringerung nicht ganz so stark ausgeprägt.
Universeller Saiten-Dämpfer von Dilwe*
5. Dünnere Saiten benutzen
Je dicker und schwerer die verwendeten Saiten sind, umso lauter ist die Gitarre. Mit einem Wechsel auf leichtere und dünnere Saiten lässt sich also ebenfalls etwas Lautstärke einsparen.
Natürlich hat auch diese Option den Nachteil, dass der Klang der Gitarre sich verändert. Darüber hinaus ist der Austausch der Saiten aber auch ein Problem, wenn man einfach nur mal schnell zwischen normalem und leiserem Spielen hin und her wechseln möchte.
Einen hellhörigen Übungs-Raum nachträglich dämmen
Manchmal ist das Problem gar nicht, dass die Gitarre zu laut ist, sondern dass der Raum einfach zu hellhörig ist, wodurch die Musik leicht in die umliegenden Zimmer durchdringen kann.
Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, ob man das Problem der lauten Gitarre eventuell aus einer anderen Lösungsperspektive in Angriff nehmen kann.
Nachfolgend zeigen wir dir einige der wichtigsten Tipps, mit denen du deinen Übungsraum dämmen und damit deutlich schalldichter machen kannst.
6. Tür dämmen
Die Tür ist oftmals die größte Schwachstelle, die Schallwellen von einem Zimmer in das nächste durchlässt. Mit einigen einfach Mitteln lässt sich eine Tür aber auch nachträglich noch deutlich schalldichter machen.
Folgende Optionen bieten sich besonders an, um eine Tür nachträglich gegen Schall zu dämmen:
- Den Spalt zwischen der Tür und dem Boden abdichten, zum Beispiel mit dieser Dichtungsleiste*.
- Die Dichtungen der Tür erneuern mit neuen und dickeren Dichtungsbändern*.
- Die Tür mit schweren Bitumen-Matten* bekleben und dadurch deutlich schalldichter machen.
Weitere hilfreiche Tipps hierzu und mehr Details findest du in diesem Artikel: Tür schalldicht machen – 9 effektive Tipps
7. Wände dämmen
Vor allem in Altbauten sind auch die Wände oftmals relativ schalldurchlässig. In diesen Fällen kann man jedoch auch Einiges tun, um ihre Schalldämmung zu verbessern.
Folgende Optionen bieten sich besonders gut an, um eine Wand schalldichter zu machen:
- Ein möglichst vollbepacktes Bücherregal vor die Wand stellen.
- Die Wand mit schweren Bitumen-Matten* oder massegeladenem Vinyl* schalldichter machen.
Viele weitere hilfreiche Tipps dazu findest du in diesem Artikel: Wand nachträglich schalldämmen – 8 effektive Tipps
8. Boden dämmen
Auch durch den Boden können sich Schallwellen verbreiten und bei den Nachbarn ankommen. In diesem Fall ist die nachträgliche Schalldämmung nicht immer ganz einfach, denn der Fußboden muss auch weiterhin normal verwendet werden können.
Eine effektive Möglichkeit bieten aber Matten aus massgeladenem Vinyl*. Diese Matten sind extrem schwer, wodurch sie besonders effektiv Schallwellen abwehren können.
Die Vinylmatten kannst du auf dem Fußboden ausrollen und danach einen Teppich darüber legen, um sie vollkommen unsichtbar zu machen.
Viel Erfolg!!